Die heutigen in den Waggons der Museumseisenbahn Losheim abgehaltenen Entspannungsstunden inspirierten mich zu folgenden Gedanken.
Zug des Lebens – ein Gedankenspiel
Das Leben ist wie eine Zugfahrt, mit all den Haltestellen, Umwegen und Unglücken.
Wir steigen ein in unseren Zug des Lebens und zu Beginn ist er neu und nicht vertraut, kennen seine Tücken nicht, seine Leistung nicht und auch seinen Schlafwagen nicht. Wir entdecken neue Landschaften, erleben neue Erfahrungen und lernen all unsere Mitreisenden, die Eltern, die Geschwister und Freunde kennen und lieben. Sie begleiten uns auf unserer Zugreise. Sie lachen und weinen mit uns, trösten, motivieren, fordern und fördern uns, wir genießen zusammen die aufregenden Seiten dieser phantastischen Zugfahrt. Und so kann es auch schon einmal vorkommen, dass eine tanzend und feiernde Gesellschaft durch die Waggons zieht und uns mitreißt, es kann aber auch passieren, dass wir allein in unserem Abteil sitzen und der Tunnel ewig lang erscheint. Das Licht am Ende dieses Tunnels nur schwach leuchtet, um dann aber mit voller Intensität und Pracht zu erstrahlen und uns zum Leuchten zu bringen.
Doch die Frage ist, wie sieht dein Zug aus? Hast du einen Platz in der Holzklasse ergattert und tuckerst vielleicht gemütlich vor dich hin in gemächlichem Tempo, ohne große Aufregung. Deine Haltestellen sind überschaubar und die Landschaft wunderbar und abwechslungsreich.
Oder ist dein Zug doch eher ein japanischer Schnellzug, auf Pünktlichkeit getrimmt, immer in rasantem Tempo und trotz allem auch an Bequemlichkeit nicht zu überbieten? Und wie zufrieden bist du überhaupt mit deinem Zug? Gefällt er dir? Stimmt die Geschwindigkeit, die Mitreisenden und die Strecke?
Und dann gibt es diese Haltestellen auf deiner Zugfahrt. Es steigen treue Begleiter aus, hinterlassen eine große Leere. Der Zug fährt erbarmungslos weiter und du hängst diesem letzten Halt hinterher.
Aber es steigen auch Menschen zu, Menschen, die dich begeistern und lieben. Menschen, denen du bedingungslos dein Gepäck anvertrauen kannst und die bei dir sein, egal ob ihr durch einen Sturm fahrt oder einen steilen Berg hinauf. Und vielleicht ist unter einem dieser zugestiegenen Menschen die Liebe deines Lebens, jemand, der deine Zugfahrt mit dir bis zum Ende fahren wird.
Und vielleicht überlegst du nun auch, wie deine Zugfahrt interessanter, ja besser werden kann. Vielleicht magst du die Aussicht nicht mehr, vielleicht ist die Geschwindigkeit zu hoch? Vielleicht ist aber auch der Gepäckwagen überlastet?
Der Zug ist derselbe. Das Gleis auch. Der Weg ist also vorgegeben. Aber dein Sitzplatz kann ein anderer werden. Du kannst deine Position verändern, du kannst rückwärtig fahren und die Perspektive dadurch ändern. Du kannst durch deinen Zug laufen, dir deine Erinnerung zurückholen, die Geschenke und auch das Gepäck des Lebens annehmen oder auch loslassen. Du entscheidest, denn es ist dein Zug!
Der Erfolg deiner Zugfahrt besteht nun darin, zu versuchen, zu jedem eine gute Beziehung zu haben. Auch wenn es die Mitreisenden dir es nicht immer leicht machen. Allein der Versuch, deine Zugfahrt zu einem einzigartigen Erlebnis zu machen, lässt deine Lok stärker werden. Denn das große Rätsel ist doch, wer steigt an der nächsten Haltestelle aus und wann wird der nächste Halt sein.
Und wann musst du aussteigen? Wie viele Haltestellen werden noch kommen und wohin fährt dein Zug des Lebens?
Deshalb müssen wir leben und lieben, verzeihen und unser Bestes geben. Denn wenn der Moment gekommen ist und wir aussteigen müssen und unser Platz leer sein wird, der Zug ohne uns weiterfährt, sollen nur schöne Gedanken und Erinnerungen an uns im Zug und bei den Weiterreisenden verbleiben.
Gute Fahrt!
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