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  • babett-weyand

Neue Wege gehen


Ich war heute sehr lange im Wald.

Ich liebe den Wald um mein Dorf herum und ich kenne fast jeden Baum. Ich weiß, wo die herrlichen, alten Buchen stehen, die ihre Äste in den Himmel strecken. Ich weiß, wo die versteckten Bachquellen zu finden sind und wo ich die saftigsten Mooskissen finden kann. Ich weiß, wo die Natur sich selbst überlassen wurde und wo spitzen Felsen einem den Weg erschweren. Ich weiß, wo kleine Holzbrücken über rauschende Bäche führen und geheime Pfade günstige Abkürzungen sind.


Und doch ist der Wald bei jedem Besuch ein anderer. Er empfängt mich mal launisch und ungestüm, mal friedlich und sanft. Aber jedes Mal ist er da, so wie er ist und nimmt mich auf.

Auf vorgetretenen Wegen ist es schwer, den wahren Geist eines Waldes zu erspüren. Deswegen kann ich euch nur dazu einladen, geht ab von den vorgegebenen Wegen und traut euch in den Wald hinein. Stampft einfach und achtet doch auf jeden Grashalm unter euren Füßen.


Lasst euch auf dieses kleine Abenteuer ein. Ein neuer, noch nie zuvor gegangener Weg, ein Richtungswechsel, eine neue Sicht auf das um dich herum. Die Bäume, das Moss, die Gräser all das ist immer da und doch hinterlässt jede Jahreszeit ihre Spuren. Der Wald ist gleich und du kennst ihn wahrscheinlich wie deine Westentasche und doch ist er anders, verändert. Schau genau hin.

Die äußeren Einflüsse verändern die Bäume. Und genauso ist es doch bei uns Menschen auch. Wir sind noch dieselben und doch verändern wir uns je nach den äußeren Einflüssen auf uns, unseren Körper und unsere Seele. Und während bei dem Einen tiefe Lachfalten das Gesicht zeichnen, brannte sich das stetige Stirnrunzeln beim Anderen ein. Wir sind gleich und doch total verschieden. Es sind unsere äußeren Einflüsse, die uns verändern, unsere eigene Welt, die natürlich ihre Spuren in uns hinterlässt. Und das macht oft so schwer, sich in die anderen hinzuversetzen.

Der mit den lustigsten Lachfalten ist nicht automatisch immer der glücklichste und nur auf der Sonnenseite des Lebens. Vielleicht hat er gelernt, mit seinen auf ihn einprasselnden Einflüssen besser umzugehen. Vielleicht hat er aber auch nur eine Mauer, eine festsitzende Rinde, um sich herum aufgebaut, die seine Seele vor negativen Einflüssen schützt? Wir wissen es nicht.

Und der mit den Augenringen und der tiefsitzenden Traurigkeit ist nicht automatisch depressiv und schlecht gelaunt. Er hat vielleicht sehr viel Leid erfahren und benötigt unsere Hilfe, war er doch vorher ein lebensfroher Mensch, fröhlich und stets zu einem Späßchen zu haben.

Wir sehen also nur die Hülle, dass, was die Umstände aus uns gemacht haben, aber wir sehen nie diese Welt, in der unserer Gegenüber steckt, seine Geschichte, seine Lebenserfahrungen und seine prägenden Erlebnisse.

Wir können und dürfen nicht beurteilen, denn das wäre nur ein Vergleich mit unserer Erlebniswelt. Und die muss und kann nie identisch sein mit der unseres Gegenübers.


Und wie mit dem Wald, ist es auch mit uns. Wenn das Sonnenlicht, der Frühling, unser Herz erwärmt, dann beginnen auch wir wieder zu strahlen und zu leuchten. Dann blühen wir auf. Wenn Liebe, Herzenswärme uns erreicht, das kann auch mal ein kleines Lächeln oder ein Dankeschön sein, dann erwachen wir zum Leben. Dann reißt vielleicht auch die raue Schale auf und ein Körnchen neues Leben entspringt.







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